Stille Post by Biemer Annette

Stille Post by Biemer Annette

Autor:Biemer, Annette [Biemer, Annette]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Books on Demand GmbH
veröffentlicht: 2011-01-26T23:00:00+00:00


9. Tag

Am Dienstag bekam Susanna den Ärger, mit dem sie eigentlich schon früher gerechnet hatte. Thomas Berentz war wieder zu Hause. Er stand auf dem Hof, als sie mit dem Zustellkarren um die Ecke bog, um zu seinem Briefkasten zu gehen. Diesmal stand er einfach da, ohne Kärcher, ohne offensichtliche Arbeit.

„Ich war beim Arzt“, sagte er nur.

„Sind Sie krank?“

„Spar dir deine blöden Bemerkungen. Dir wird das Lachen noch vergehen, wenn mein Anwalt mit der Schmerzensgeldforderung kommt.“

„Wenn Sie sich noch mehr blamieren wollen, als Sie es ohnehin schon getan haben, dann viel Spaß. Die Leute sind immer dankbar für gute Unterhaltung.“

„Du glaubst wohl, mir liegt etwas daran, was diese Dorftrottel hier denken?“

Susanna steckte den kleinen Umschlag in den Briefkasten und hob die Hand zum Abschied.

„Gute Besserung!“

„Ich sag’s dir noch einmal. Du kannst dir deine blöden Sprüche sparen.“

Er kam ein paar Schritte auf sie zu.

„Paß bloß auf. Heute hast du keinen, der für dich lügt. Der Norbert ist nämlich auf der Arbeit.“

„Ach, haben Sie vorher überprüft, daß keiner da ist? Ich kann mich wehren, wie Sie wissen.“

Berentz grinste nur. „Immer eine große Klappe, was? Heute hast du keinen Überraschungsvorsprung.“

„Brauche ich auch nicht. So, und jetzt verpissen Sie sich. Sie gehen mir nämlich schlicht und ergreifend auf den Geist.“

„Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“

Überrascht drehte sich Susanna um. Michael Reinhausen kam die Straße entlang und machte ein alarmiertes Gesicht.

„Na, um dich scharwenzelt ja das ganze Dorf herum, wie? Bist du so etwas Besonderes? Verpasse ich da etwa was?“

Susanna ignorierte Berentz und antwortete Reinhausen:

„Nein danke, wir beide“, sie deutete auf ihr Gegenüber, „haben kürzlich auf recht amüsante Weise Bekanntschaft geschlossen.“

„Passen Sie auf“, bemerke Berentz unbeirrt, „die Kleine ist nicht ganz dicht.“

„Sagen Sie mal, wie reden Sie über die Dame?“ erboste sich Reinhausen.

„Die Dame? Daß ich nicht lache.“

„Kommen Sie!“ Susanna faßte Reinhausen am Ellbogen und zog ihn fort, was der sich gern gefallen ließ.

Berentz machte keine Anstalten hinterherzugehen und rief den beiden nur nach: „Viel Spaß!“

„Was hat er denn?“ wollte Reinhausen wissen.

„Ich weiß auch nicht. Er hat mich auf dem Kieker, und wir hatten daher eine kleine Auseinandersetzung. Ich trage erst seit letzter Woche hier vertretungsweise die Post aus. Aus irgendwelchen Gründen mußte er auch mit mir Stunk anfangen, nachdem er es sich schon mit der ganzen Nachbarschaft und dem halben Dorf verdorben hat. Es gibt solche Leute. Glauben Sie mir, mich erstaunt nichts mehr. Was mir so alles begegnet ...“

Reinhausen schaute sich prüfend nach Berentz um. Der war nicht mehr zu sehen.

„Das kann ich mir vorstellen. Sie sehen zwar nicht so aus, als könnten Sie sich nicht selbst helfen, aber ich bin trotzdem froh, daß ich zufällig vorbeigekommen bin.“

„Ja, ich auch. Ich habe vor solchen Typen eigentlich keine Angst. Er hat schon einmal den Kürzeren gezogen, aber auf die Nerven geht er mir doch ganz gehörig.“

Reinhausen verkniff sich zuzugeben, daß er nicht ganz zufällig vorbeigekommen war. Er hatte beim Spazierengehen Ausschau nach ihr gehalten. Einen besseren Grund, sie anzusprechen, hätte er sich nicht wünschen können.

„Haben Sie noch viele Straßen zu versorgen?“

„Nein. Ich habe schon weit über die Hälfte geschafft.



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